«ohne Titel» (forme 3)

2019

Acryllack auf Leinwand [PDF]

Ausstellungsansicht Galerie Bromer, Juni- Sept. 2021, Zürich.

Die Werkgruppen von Lea Krebs (*1984 in Aarau, lebt und arbeitet in Biel/Bienne) zeichnen sich durch ihre besondere Technik aus. Sie setzt die materiellen Eigenschaften der Farbe als Protagonistin ihres künstlerischen Schaffens ein und erprobt ihr Verhalten auf unterschiedlichen Oberflächen. Dazu giesst sie zunächst mehrere Farbschichten auf eine Plastikfolie, die anschliessend mit dem Bildträger abgedeckt wird. Nach kurzem Antrocknen des Acryllacks wird die Leinwand oder das Papier wieder abgezogen, sodass sich die Spuren der Entstehung deutlich einschreiben. Dank diesem Verfahren ergeben sich dichte, reliefartige Farboberflächen, die sich der direkten Einflussnahme der Künstlerin entziehen.

Ganz bewusst hingegen wählt sie die spezifischen Farben und deren Formverhältnisse zueinander. Grobe Skizzen und eine Vielzahl von Materialexperimenten gehen den Arbeiten voraus, sodass die abstrakten Farbtopografien auf «geleiteten Zufällen» gründen. Was zunächst als Erkundung auf Papier entstand und die Künstlerin auf Leinwänden fortsetzte, führte vor zwei Jahren zu einzelnen Formfragmenten aus gegossenem Keramin und Acryllack. Die leicht überlagerte, doch offene Anordnung auf einem schmalen Regal veranschaulicht, wie die Künstlerin das malerische Verständnis von Form und Farbe über die rechteckige Bildfläche hinausentfaltet.

Text von Co-Kuratorin Marlene Bürgi, Galerie Bromer, 2021, Zürich